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Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Alexander I. Obrenović
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q297547

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Alexander I. Obrenović

Alexander I. (Aleksandar) Obrenović, serbischer König 1889-1903, * Belgrad 14.08.1876, † ebd. 11.06.1903, Sohn des serbischen Fürsten bzw. Königs Milan und dessen Frau Natalija, der Tochter eines russischen Offiziers Keško (einem Abkömmling der moldauischen Bojarenfamilie Chescu).

Leben

A. war der letzte Obrenović auf dem serbischen Thron. Durch die plötzliche Abdankung seines Vaters - angesichts der wachsenden außen- und innenpolitischen Schwierigkeiten - am 6. März 1889, wurde er schon mit 13 Jahren einer politischen Aufgabe konfrontiert, der er sich von seinen Anlagen und Neigungen her nicht gewachsen zeigte. Sein unbeständiger Charakter, sein wenig anziehendes ausschweifendes Wesen ließen ihn nicht zu einer überzeugenden Herrscherpersönlichkeit mit dem notwendigen Rückhalt im Volke und dessen politischen Repräsentanten reifen.
Das Ansehen der Dynastie war schon durch die affärenreiche Ehe seiner Eltern, die ihre privaten Auseinandersetzungen wiederholt in die Öffentlichkeit trugen und sich 1887 getrennt hatten (die Scheidung erfolgte 1888), im In- und Ausland diskreditiert worden. Diese bedrückenden familiären Verhältnisse sind nicht ohne Einfluß auf den jungen Herrscher geblieben. Sein eigener Lebenswandel in Verbindung mit häufigen Auslandsaufenthalten und schließlich die Mesalliance des Jahres 1900 waren nicht dazu angetan, mit seinem Regime, dem die innere Beständigkeit und überzeugende Zielsetzungen fehlten, auf die Dauer zu versöhnen. Offenkundige politische Mißgriffe sowie unheilvolle Entwicklungen im privaten Bereich haben ihm letztlich Thron und Leben gekostet.
Als A. schon vorzeitig mit 17 Jahren, am 13. April 1893, sich der unbequemen Regentschaft entledigte, die sein Vater bei der Thronentsagung bestellt hatte, konnte er noch des Beifalls der Menge gewiß sein. Der Konflikt zwischen den liberalen Regenten Jovan Ristić, Kosta Protić und Jovan Beli-Marković sowie den Radikalen hatte sich in der Zwischenzeit so sehr zugespitzt, daß nur noch das Eingreifen des Herrschers den drohenden Bürgerkrieg abwenden konnte. Die Berufung eines Kabinetts unter Führung der populären Radikalen Partei, die 1892 nach dem Tode des Regentschaftsmitglieds Protić noch vergeblich die Wahl des Ersatzmannes für sich gefordert hatte, verschaffte dem König den notwendigen Spielraum, ohne den gefährlichen innenpolitischen Zündstoff auf die Dauer entschärfen zu können. Ein Komplottversuch des in Montenegro lebenden Peter Karadjordjević und wachsende Spannungen zu den Radikalen veranlaßten ihn am 9. Mai 1894 zur Sistierung der liberalen Verfassung vom Januar 1889 (Dezember 1888), an deren Formulierungen die Radikalen nach ihrer Aussöhnung mit König Milan maßgeblichen Anteil genommen hatten, und zur Wiedereinführung der konservativen Verfassung des Jahres 1869. Die damit verbundene Rückkehr zu einer autoritäreren Regierungsweise war nicht zuletzt dem Rat des Exkönigs Milan zuzuschreiben, der nach der Aufhebung des gegen ihn und Exkönigin Natalija verhängten Aufenthaltsverbotes von 1891 wieder zunehmenden Einfluß auf seinen Sohn gewann und seit 1898 als Oberbefehlshaber der serbischen Armee auch ein wichtiges Amt bekleidete.
Im Umgang mit den verfassungsmäßigen Instanzen und insbesondere den politischen Parteien bewiesen die letzten Obrenovići keine glückliche Hand. Die scharfen Restriktionsmaßnahmen nach dem Attentatsversuch auf Milan vom Juli 1899, die sich insbesondere gegen die Radikale Partei richteten, trugen nicht zu ihrer Popularität bei, noch weniger die selbstherrliche Entscheidung des Königs, durch die eheliche Verbindung mit der 10 Jahre älteren Witwe und ehemaligen Hofdame seiner Mutter, Draga Mašin  (geb.  Lunjevica), seinem Lande unter zweifelhaften Begleitumständen eine Königin aufzuzwingen. Weder der Einspruch des Vaters noch der Rücktritt der Regierung konnten ihn von seinem Vorhaben abbringen. Nur Zar Nikolaus II. bekundete unter den regierenden Häusern Europas durch seine Teilnahme als Trauzeuge an den Hochzeitsfeierlichkeiten am 5. August 1900 seine Zustimmung, die allerdings weitgehend politisch motiviert war. An Abwendung von der traditionellen pro-österreichischen Orientierung des Obrenović-Hauses ließ sich König A. dadurch in seiner Außenpolitik zu einem engeren Zusammengehen mit Rußland bewegen und fand sich folgerichtig auf innenpolitischem Gebiet erneut mit den russophilen Radikalen zusammen.
Die neue Verfassung vom 19. April 1901, die ein Zweikammersystem in Serbien einführte (Skupština und Senat), sollte die Parteien mit dem persönlichen Regime des Herrschers versöhnen, doch der unbesonnene Ehrgeiz der intrigenreichen Königin Draga hat innerhalb kurzer Zeit die Atmosphäre vergiftet. Schon mit ihrer vorgetäuschten Schwangerschaft hatte sie dem Herrscherhause schwer geschadet, an der immer akuter werdenden Frage der Thronfolgeregelung sollten die engen Beziehungen des Königs sowohl zu den Radikalen wie zur Armee endgültig zerbrechen. Als Gerüchte besagten, daß die Königin einen ihrer Brüder als Nachfolger ausersehen habe und die kurzfristige Sistierung der Verfassung im März 1903 zeigte, daß dem König zur Erreichung genehmer Mehrheiten in den verfassungsmäßigen Instanzen jedes Mittel recht war, fand sich zur Abwendung größeren Unheils für das Land ein Kreis von Offizieren unter der Führung von Dragutin Dimitrijević-Apis zusammen und bereitete mit der Ermordung des Königs und seiner Frau am frühen Morgen des 11. Juni 1903 der Herrschaft der Obrenovići ein Ende.

Literatur

Georgevitch, Vladan: Das Ende der Obrenovitch. Beitrage zur Geschichte Serbiens 1897 bis 1900. Leipzig 1905.
Mijatovich, C.: A Royal Tragedy. London 1906.
Jovanovič, Slobodan: Vlada Aleksandra Obrenovića. 3 Bde. Belgrad 1934/36.
Vucinich, Wayne S.: Serbia between East and West: The Events of 1903-1908. Stanford/Calif. 1954.

Verfasser

Edgar Hösch (GND: 105823724)

GND: 120558106

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd120558106.html


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Empfohlene Zitierweise: Edgar Hösch, Alexander I. Obrenović, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 45-47 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=427, abgerufen am: (Abrufdatum)

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