Quelltext der Seite Schienenverkehr im Iran

Der '''Schienenverkehr im Iran''' wird im Wesentlichen von der [[Eisenbahngesellschaft der Islamischen Republik Iran]] ([[Kode für das Eigentumsmerkmal|RAI]]; {{faS|شركت راه آهن جمهوری اسلامی ایران |w=scherkat-e rah ahan dschomhuri-ye eslami-ye Iran}} oder allgemein {{fa|راه آهن ایران|w=Rah Ahan-e Iran}}) betrieben. Darüber hinaus gibt es private [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] sowie lokale Betriebe, die [[ÖPNV]] auf der Schiene anbieten.

Die Eisenbahn im Iran ist an das europäische [[Regelspur]]netz angebunden und wendet die gleichen Normen an.

== Geschichte ==
[[Datei:Hoeltzer22.jpg|mini|Erste Eisenbahn Persiens: eine Pferdebahn (1888)]]
=== Politische Blockade ===
Im 19. Jahrhundert konkurrierten das Russische Kaiserreich und Großbritannien um die Vorherrschaft in Zentralasien ([[The Great Game]]). Der [[Iran]] (damals: „Persien“) befand sich in einem Interessenkonflikt zwischen dem [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]], das von Norden her Zugang zum [[Persischer Golf|Persischen Golf]] suchte, und [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]], das dies im Interesse seiner [[Kolonie]] [[Britisch-Indien]] verhindern wollte und seinerseits vom Osten her eine Bahnverbindung bis zum Mittelmeer  herzustellen versuchte. Alle Eisenbahnprojekte dieser Zeit im Iran sind unter diesem Interessenkonflikt zu sehen. Es gab seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Pläne zum Bahnbau im Iran; deren Ausführung scheiterte aber an wechselseitiger Blockade der Großmächte. Der Konflikt der beiden Mächte gipfelte in einem Vertrag, in dem die iranische Regierung die Zusage gab, für einige Zeit auf den Bahnbau zu verzichten.<!-- Beleg ? wann ? --->

Erste Pläne für den Bau einer Eisenbahn im Iran stammen aus der Regierungszeit von [[Nāser ad-Din Schah|Nasser-Din Schah]]. [[Paul Julius Reuter]] erhielt am 25. Juli 1872 eine Generalkonzession für die Industrialisierung des Iran. 1873 wurde die an Reuter gegebene [[Konzession]] zum Bau einer [[Schienenverkehr im Iran#Geschichte|Eisenbahn im Iran]] auf russisches Betreiben hin (damals regierte Zar [[Alexander II. (Russland)#Regentschaft|Alexander II.]]) annulliert.

1882 erhielt ein französischer Geschäftsmann die Konzession für den Bau einer Bahnstrecke zwischen [[Rascht]] und [[Teheran]]. Ihm fehlte aber das erforderliche Kapital; die Arbeiten wurden kurz nach Beginn wieder eingestellt.

Ebenfalls von Franzosen übernahm ein belgisches Unternehmen die Konzession für den Bau einer Strecke zwischen Teheran und [[Schahr-e Rey|Rey]]. Für 2 Millionen [[Belgischer Franken|belgische Franc]] wurde eine [[Schmalspurbahn]] gebaut und [[Personenwaggon]]s wurden nach Persien transportiert. Diese erste persische Bahnstrecke war 8,7&nbsp;km lang, wurde 1888 als [[meterspur]]ige [[Pferdebahn]] eingeweiht, später mit [[Dampflokomotive]]n betrieben und 1962 [[Streckenstilllegung|stillgelegt]].
{{Hauptartikel|Teheran-Abd-al-Azim-Eisenbahn}}

=== Erste Fernstrecken ===
Im Rahmen der [[Erster Weltkrieg in Persien|britisch-russischen Invasion]] des Iran im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] errichtete das russische Militär von 1914 bis 1916 die 146&nbsp;km lange [[Bahnstrecke Täbris–Dscholfa]] in [[Russische Breitspur|russischer Breitspur]]. Dies war die erste Fernstrecke des Landes. 1921 wurden die Bahnanlagen, soweit sie auf iranischem Staatsgebiet lagen, von der [[Sowjetunion]] an den iranischen Staat übergeben. Der 53&nbsp;km lange Abzweig von [[Sufian]] an der Hauptstrecke nach [[Scharaf Chanech]] Ufer des [[Urmiasee]]s war in den 1970er Jahren Ausgangspunkt der [[Bahnstrecke Van–Täbris]].

=== Transiranische Eisenbahn ===
[[Datei:Reza Shah train.jpg|mini| [[Reza Schah Pahlavi]] und der damalige Kronprinz und spätere Schah [[Mohammad Reza Pahlavi]] am Fenster eines [[Salonwagen]]s]]
[[Datei:American and British railroad crews who are taking supplies for Russia. Somewhere in Iran.jpeg|mini|US-amerikanisches und britisches Militär-Eisenbahnpersonal vor ihrer Lokomotive auf der Transiranischen Eisenbahn]]

Das erste große inner-iranische Bahnprojekt war die [[Transiranische Eisenbahn]]. Nachdem Russland durch die [[Oktoberrevolution]] als Großmacht ausgefallen war, stellten Eisenbahnprojekte im Iran für Großbritannien keine Bedrohung mehr dar. Hinzu kamen [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] Interessen, das Land mit seinen [[Erdöl]]-Vorkommen besser zu erschließen. So wurde seit Ende der 1920er Jahre unter [[Reza Schah]] die ''Transiranische Eisenbahn'' als Nord-Süd-Strecke zwischen persischem Golf und [[Kaspisches Meer|Kaspischem Meer]] errichtet und 1938 in Betrieb genommen. Die streckenweise überaus schwierige [[Landschaft|Topografie]] erforderte etwa 3000 Brücken und zahlreiche Tunnel, 120 davon allein im [[Zāgros-Gebirge]]. In diesem Zusammenhang wurde 1929 die Iranische Staatsbahn gegründet.<ref name=robinson>{{Literatur
 | Autor=Neil Robinson
 | Titel=World Rail Atlas
 | TitelErg=The Middle East and Caucasus
 | Auflage=
 | Verlag=
 | Band=8
 | Datum=2006
 | ISBN=954-12-0128-8
 | Seiten=18–19
}}</ref>

1941, während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]], kam es zur [[Anglo-Sowjetische Invasion des Iran|Anglo-sowjetischen Invasion des Iran]]. Der Bahnbetrieb wurde von US-amerikanischen (3473 Soldaten) und [[Sowjetunion|sowjetischen]] Truppen übernommen und als „[[Persischer Korridor]]“ betrieben. Auf ihm wurden [[Leih- und Pachtgesetz|kriegswichtige amerikanische Güter]] in die Sowjetunion befördert.<ref>Don DeNevi, B. Hall: ''United States Military Railway Service''. Toronto 1992. ISBN 1-55046-021-8, S. 8, 73–77.</ref> Dabei kamen auch amerikanische [[Diesellokomotive]]n der [[Baureihe]] [[ALCO RSD-1]] zum Einsatz.<ref>Jerry A. Pinkepank: ''The Second Diesel Spotter's Guide''. Kalmbach Books 1973, S. 233.</ref>

=== Ausbau ===
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Iran 1946 das im Nordwesten des Landes durch die [[Rote Armee]] errichtete Breitspurnetz,<ref name=robinson /> das in den folgenden Jahren auf [[Normalspur]] [[Umspurung (Oberbau)|umgespurt]] wurde. Unter [[Mohammad Reza Schah]] wurde das Eisenbahnnetz des Landes weiter ausgebaut. Nach 1979 verlangsamte sich der Streckenausbau zunächst aufgrund der [[Islamische Revolution|Islamischen Revolution]] und des [[Erster Golfkrieg|Ersten Golfkriegs]]. Seit Beginn der 1990er Jahre wurde der Ausbau des Netzes wieder verstärkt vorangetrieben.<ref name=expansion>[http://www.railwaygazette.com/news/single-view/view/network-expansion-is-in-full-swing.html ''Network expansion is in full swing''], [[Railway Gazette]], 24. Dezember 2008.</ref>

1975 wurde die [[Bahnstrecke Täbris–Dscholfa]] als erste Strecke im Iran [[Bahnstrom|elektrifiziert]]. Durch das preisgünstig  zur Verfügung stehende Erdöl gibt es dafür keinen ökonomischen Anreiz; das übrige Netz der Iranischen Eisenbahn wird auch heute noch mit Diesellokomotiven und [[Dieseltriebwagen]] betrieben.

== Projekte ==
=== Inland ===
Die Vorhaben leiden alle unter den [[Beziehungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten#2014: Abschluss des Atomabkommens|Wirtschaftssanktionen]], die gegen den Iran bestehen.<ref name="tf: Iran, S. 88"/> Bis 2025 soll das Streckennetz auf 25.000&nbsp;km ausgebaut werden.<ref name="tf: Iran, S. 88">tf: ''Iran'', S. 88. (Quelle und Datum unklar.)</ref>

Es besteht ein Projekt, um den Nordabschnitt der ''Transiranischen Eisenbahn'' in einer Kooperation mit Russland zwischen der Grenze zu Turkmenistan und [[Garmsar]] (495&nbsp;km) zu elektrifizieren. Weiter besteht ein entsprechendes Projekt für die 926&nbsp;km lange Verbindung Teheran–Maschad (der in Garmsar anschließende Nordabschnitt der ''Transiranischen Eisenbahn'' und die ''Bahnstrecke Garmsar–Maschhad'') in Kooperation mit China.<ref>H. Petrovitsch: ''Streckenelektrifizierung im Iran''. In: [[Eisenbahn-Revue International]] 8–9/2017, S. 393 f.</ref>

=== Grenzüberschreitender Verkehr ===
Zwei internationale Eisenbahnkorridore der [[OSShD]], Nr. 6 in Ost-West-Richtung ([[Volksrepublik China]] – [[Mittelmeer]]) und Nr. 11 in Nord-Süd-Richtung (Nordeuropa / [[St. Petersburg]] – [[Indischer Ozean]] / [[Persischer Golf]]), queren den Iran und sollen errichtet oder ausgebaut werden.<ref>Hossein Ashouri: ''Der Nahe Osten als strategische Brücke für die Ost – West und Nord – Süd Korridore''. In: Zeitschrift der [[OSShD]] 4/5 (2014), S. 13–16 (13f).</ref>

* Die [[Bahnstrecke Qazvin–Astara]] nach [[Aserbaidschan]] mit Spurwechsel in [[Astara (Iran)|Astara]] ist bis [[Rascht]] fertiggestellt und befindet sich in Betrieb, der Abschnitt nördlich von Rascht befindet sich im Bau.
* Im Bau befindet sich weiter die [[Bahnstrecke Torbat-e Heidarije–Herat]] (Afghanistan).<ref name="seiler" /><ref>Golnar Motevalli: [http://www.reuters.com/article/2010/04/17/us-afghanistan-railroad-idUSTRE63G0LF20100417 ''Iranian engineer brings roads, rail to Afghan west'']. In: [[Reuters]], 17. April 2010.</ref>
* Seit dem Jahr 2000 gibt es eine Vereinbarung mit dem Irak über eine grenzüberschreitende [[Bahnstrecke Kermanshah–Khosravi|Bahnstrecke Kermanshah–Khosravi(–Bagdad)]] über [[Mosul]], eingleisig,<ref>{{Webarchiv|url=http://www.cdtic.ir/Upload/Image/13921221/Orginal/66a76129_47db_4f62_ad45_6d427e027cdd.jpg |wayback=20140817183034 |text=Karte |archiv-bot=2019-05-12 11:15:26 InternetArchiveBot }} (persisch).</ref> 536&nbsp;km. Der Bau sollte 2016 abgeschlossen sein, wurde aber durch die politische Lage im Irak nicht einmal begonnen.<ref name="ReferenceA"/>
* Im Bau befindet sich dagegen (2023) die grenzüberschreitende [[Bahnstrecke Chorramschahr–Basra]].<ref>NN: ''Railway to Iraq – Work starts''. In: HaRakevet 141 (2023), S. 25.</ref>
* Bei [[Bāzargān (Bāzargān)|Bāzargān]] soll ein zweiter Grenzbahnhof für den Verkehr mit der Türkei entstehen.<ref name="Najafi & Malekan, S. 18"/>
* Eine Bahnstrecke zwischen Armenien und dem Iran ist angedacht, wurde aber bisher nicht verwirklicht.<ref>[http://harakevetmagazine.com/downloads/HRKIssue95.pdf HaRakevet 95] (Dezember 2011), 95:08 Other Middle East Railways, C. Iran, (v) ''Armenia Plans Direct Link with Iran'', S. 17.</ref>

== Technische Parameter ==
Aufgrund der sehr [[Iranisches Hochland|gebirgigen Topografie]] im Landesinneren – die Strecken steigen vom [[Meeresspiegel]] bis auf etwa 2500&nbsp;m an – sind beim Bahnbau oft in großem Umfang [[Ingenieurbauwerk|Kunstbauten]] erforderlich.

Der überwiegende Teil des Netzes wurde in [[Normalspur]] errichtet. Im grenznahen Gebiet zu den nördlichen Nachbarn gibt es zum Anschluss an deren Netze kurze Strecken in [[Russische Breitspur|russischer Breitspur]] (1520 mm). Die [[Umspurung (Eisenbahnfahrzeug)|Spurwechselanlagen]] zum Übertritt von Fahrzeugen auf die Breitspur befinden sich in den iranischen Grenzbahnhöfen. Die gesamte [[Bahnstrecke Zahedan–Quetta]] nach Pakistan hat eine [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] von 1676&nbsp;mm. In Zahedan fahren die Breitspurzüge aus Richtung Pakistan und die aus dem Westen in je einen eigenen Bahnhof ein. Es gibt keine [[Spurwechselanlage]], Güter müssen umgeladen werden.

Die elektrifizierten Abschnitte des iranischen Eisenbahnnetzes wurden [[Bahnstrom|25 kV Spannung / 50 Hz Wechselstrom]] betrieben.

2014 wurde zwischen Teheran und Maschhad (925&nbsp;km) die automatische [[Zugbeeinflussung|Zugsicherung]] mit dem Sicherungssystem [[GW ATP|ATP]] in Betrieb genommen. Dies ist die erste Strecke im iranischen Eisenbahnnetz, die mit einer automatischen Zugsicherung ausgerüstet wurde. Mehr als 10.000&nbsp;km sollen folgen. 50 [[Dieseltriebwagen]], 30 [[Diesellokomotive]]n der [[Baureihe]] ''EuroRunner 24 PC'' (auch: ''IranRunner'') von [[Siemens]] und [[Mapna Locomotive Engineering and Manufacturing Company]] sowie 10 weitere ''Paradis-InterCity-Dieseltriebwagen'' werden für die Nutzung der Zugsicherung ausgerüstet.<ref>''Electrification Tehran–Mashhad''. In: HaRakevet 108 (März 2015), S. 26.</ref>

Ebenfalls 2014 befanden sich im Bestand der RAI 645 Lokomotiven und 2076 [[Personenwagen]].<ref name="Hossein Ashouri 2014">Hossein Ashouri: ''Der Nahe Osten als strategische Brücke für die Ost – West und Nord – Süd Korridore''. In: Zeitschrift der [[OSShD]] 4/5 (2014), S. 13–16 (13).</ref>

== Organisation ==
{{Hauptartikel|Eisenbahngesellschaft der Islamischen Republik Iran}}
[[Datei:Mazandaran Sevatcow Dowab.jpg|mini|Eisenbahnbrücke bei Do Ab in der Provinz [[Māzandarān]] auf der Strecke von [[Gorgan]] nach [[Bandar-e Torkaman]]]]
Die [[Eisenbahninfrastruktur]] wird als [[Staatsbahn]] von der ''Eisenbahngesellschaft der Islamischen Republik Iran'' (IRIR oder RAI) betrieben.

Die Gesellschaft untersteht der Aufsicht des Ministeriums für Straßen und Verkehr. Soweit die IRIR als [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] tätig ist, wird dieser Verkehr durch zwei getrennte Tochterfirmen durchgeführt:
* Die ''Raja Rail Transportation'' fährt seit 1996 [[Personenzug|Personenzüge]]<ref>{{Webarchiv|url=http://www.raja.ir/ |wayback=20090402071214 |text=Homepage von Raja Rail Transportation |archiv-bot=2024-05-05 03:03:20 InternetArchiveBot }}.</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.msedv.com/rai/archive.html#04 |wayback=20100406035157 |text=The unofficial homepage of Iranian railways |archiv-bot=2023-01-06 21:02:49 InternetArchiveBot }}.</ref>
* Die ''Railway Transportation Company'' betreibt den [[Güterverkehr]].

Darüber hinaus gibt es im Iran eine Reihe weiterer – überwiegend [[privatrecht]]lich organisierte und nicht der IRIR gehörende Unternehmen –, die Dienstleistungen im Bereich des [[Eisenbahnverkehr]]s anbieten.

== Streckennetz ==
[[Datei:Bridge Veresk.jpg|mini|[[Veresk-Brücke]]]]
[[Datei:Siemens locomotives manufactured in Iran.jpg|mini|Siemens-Triebzüge für 160 km/h von 2007, hergestellt im Iran]]
[[Datei:Arak Railway Station.JPG|mini|Empfangsgebäude Arak]]
2019 war das Streckennetz 13.000&nbsp;km lang.<ref name="tf: Iran, S. 89">tf: ''Iran'', S. 89.</ref> Davon waren 1559&nbsp;km im Jahr 2014 [[Mehrgleisigkeit|zweigleisig]], 19&nbsp;km dreigleisig ausgebaut.<ref name="Hossein Ashouri 2014"/> 9500&nbsp;km Strecke befanden sich in Bau oder Planung.<ref name="Najafi & Malekan, S. 17f">Najafi & Malekan, S. 17f.</ref> Bis 2025 soll das Netz auf 25.000&nbsp;km ausgebaut werden.<ref name="seiler">Bernd Seiler: ''Die Iranische Staatsbahn''. In: Fern-Express 3/2016, S. 14–21.</ref> Trotz dieses ambitionierten Investitionsprogramms besteht weiter ein Investitionsrückstau bei der [[Eisenbahninfrastruktur|Infrastruktur]] und die allgemeine Verkehrspolitik hat auch im Iran dem Straßenverkehr Vorrang gegenüber der Schiene eingeräumt.<ref name="Najafi & Malekan, S. 17f"/> So beträgt die Transportkapazität der Bahn 1,5 Mio. [[Tonne (Einheit)|Tonnen]], während die Straße eine Kapazität von 10,5 Mio. Tonnen aufweist.<ref name="Najafi & Malekan, S. 18">Najafi & Malekan, S. 18.</ref>

Zentrale Punkte im iranischen Eisenbahnnetz sind Teheran und [[Qom]], wo jeweils mehrere Strecken aufeinander treffen.

=== Strecken in Betrieb ===
* [[Bahnstrecke Badrud–Schiras]]
* [[Nord-Süd-Eisenbahn (Iran)|Nord-Süd-Bahn]] (turkmenische Grenze – ([[Maschhad]]) – [[Bandar Abbas]])
* [[Bahnstrecke Teheran–Hamadan]]
* [[Bahnstrecke Garmsar–Maschhad|Bahnstrecke (Teheran–)Garmsar–Maschhad]]
* [[Bahnstrecke Qom–Zahedan]]
* [[Bahnstrecke Teheran–Täbris]]
* [[Bahnstrecke Täbris–Dscholfa]](–[[Autonome Republik Nachitschewan]])
* [[Bahnstrecke Torbat-e Heidarije–Herat]], [[Afghanistan|afghanischer]] Abschnitt noch im Bau
* [[Transiranische Eisenbahn]] ([[Abadan]] – Teheran – [[Gorgan]])
* [[Bahnstrecke Van–Täbris]] (Türkei)
* [[Bahnstrecke Zahedan–Quetta]] (Pakistan)
* [[Bahnstrecke Eghlid–Yazd|Bahnstrecke (Schiras–)Eghlid–Yazd]], eröffnet am 29. Juli 2021<ref>[https://www.railjournal.com/regions/middle-east/new-lines-open-in-iran/ Richard Clinnick: ''New Lines Open in Iran'']. In: ''International Railway Journal'' vom 2. August 2021.</ref>

=== Neubaustrecken abschnittsweise in Betrieb ===
* [[Bahnstrecke Arak–Chosrawi]], ca. 450&nbsp;km, eingleisig.
* [[Bahnstrecke Maragha–Urmia]], die zwischen [[Maragha]] und [[Mahabad]] bereits 2015 in Betrieb genommen wurde. Noch 2017{{Zukunft|2017}}<ref>Kieslich, Wolfgang: ''Teheran – Hamadân eingeweiht''. In: Fern-Express 2/2017 (Nr. 134). {{ISSN|0933-7598}}, S. 49f (50).</ref> soll der verbleibende 97&nbsp;km lange Abschnitt<ref name="seiler" /> bis Urmia eröffnet werden. Sie ist eingleisig, wird 184&nbsp;km lang und ist mit 160&nbsp;km/h befahrbar.<ref name="massiveexpansion">[http://harakevetmagazine.com/downloads/HRKIssue95.pdf HaRakevet 95] (Dezember 2011), 95:08 Other Middle East Railways, C. Iran, (iii) ''Massive Expansion Plans'', S. 16.</ref>
* [[Bahnstrecke Teheran–Isfahan]], [[Schnellfahrstrecke]], 424&nbsp;km<ref name="seiler" /> für 300&nbsp;km/h, abschnittweise noch im Bau

=== Strecken geplant oder im Bau ===
* [[Bahnstrecke Qom–Arak|Schnellfahrstrecke Qom–Arak]]<ref>NN: ''FS Group signs Iranian agreements''. In: HaRakevet 118 (September 2017). {{ISSN|0964-8763}}, S. 16.</ref>
* [[Bahnstrecke Qazvin–Astara]](–Aserbaidschan), bis [[Rascht]] in Betrieb
* Die Bahnverbindung Maschhad–Tschabahar,<ref>[http://harakevetmagazine.com/downloads/HRKIssue95.pdf HaRakevet 95] (Dezember 2011), 95:08 Other Middle East Railways, C. Iran, (ii) ''New Line in the East'', S. 16; Abbas Nazari: ''Port of Chabahar: South-East Gate of Iran’s International Routes''. In: OSJD Bulletin 1/2018, S. 6–9 (7).</ref> insgesamt 1350&nbsp;km, das sind:
** [[Bahnstrecke Zahedan–Tschahbahar]], 550&nbsp;km, eingleisig, im Bau, und
** [[Bahnstrecke Zahedan–Maschhad]], in Planung
* [[Bahnstrecke Schiras–Asaluyeh]] über [[Buschehr]], 647&nbsp;km<ref name="seiler" />
* [[Bahnstrecke Sari–Rascht]]<ref name="massiveexpansion" />
* [[Bahnstrecke Dorud–Borudscherd]]<ref name="massiveexpansion" />
* [[Bahnstrecke Mianeh–Ardebil]],<ref name="massiveexpansion" /> 175&nbsp;km, eingleisig, 160&nbsp;km/h, voraussichtliche Fertigstellung 2019{{Zukunft|2019}}<ref>[http://miana.ir/?p=6684 Bericht der Miana News Agency] (persisch)</ref>
* [[Bahnstrecke Buschehr–Asaluyeh]], 207&nbsp;km, eingleisig<ref name="massiveexpansion" />
* [[Bahnstrecke Gorgan–Maschhad]],<ref name="massiveexpansion" /> 190&nbsp;km, eingleisig
* [[Bahnstrecke Schiras–Bandar Abbas]], 354&nbsp;km, eingleisig, geplant<ref>{{Webarchiv | url=http://www.bazpors.com/2012/06/03/shiraz-railway/ | wayback=20140711191425 | text=Internetseite}}, 3. Juni 2012 (persisch)</ref>
* [[Bahnstrecke Hamedan–Dschokar]], 75&nbsp;km<ref name="seiler" />

=== Grenzübergangsstellen ===
* in die [[Türkei]] zur [[Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryolları]] (TCDD),<ref group="Anm.">Hier verkehrten im internationalen Verkehr bis zur Verschlechterung der politischen Situation Personenzüge bis [[Bahnhof Istanbul Haydarpaşa|Istanbul]] und [[Damaskus]] ([[Syrien]]).</ref>
* in die [[Autonome Republik Nachitschewan]] ([[Umspurung (Eisenbahnfahrzeug)|Spurwechsel]]) von [[Aserbaidschan]] und früher weiter nach [[Armenien]] (aufgrund der Feindschaft zwischen Armenien und Aserbaidschan unterbrochen),
* nach [[Turkmenistan]] (Spurwechsel) und
* nach [[Pakistan]] (Spurwechsel); der Ausbauzustand auf pakistanischer Seite ist allerdings so veraltet, dass seitens des Iran dort ein kompletter Streckenneubau vorgeschlagen wurde.<ref name="ReferenceA">Hossein Ashouri: ''Der Nahe Osten als strategische Brücke für die Ost – West und Nord – Süd Korridore''. In: Zeitschrift der [[OSShD]] 4/5 (2014), S. 13–16 (14).</ref>

== Verkehr ==
Zwischen 2013 und 2017 stieg der Anteil der Bahn am Transportaufkommen von 4,4 % auf 12,8 %.<ref name="tf: Iran, S. 89"/>

=== Personenverkehr ===
[[Datei:Onboard.jpg|mini|Auf der Fahrt von [[Yazd]] nach Teheran (2014)]]
[[Datei:Shiraz Train station2.jpg|mini|[[Empfangsgebäude]] des Bahnhofs in [[Schiras]]]]
2011 beförderte die iranische Eisenbahn 29 Millionen [[Passagier|Reisende]] mit 21 Milliarden [[Personenkilometer]]n. Das entspricht einem Anteil 11 % des Gesamtverkehrsaufkommens im Land. Die Fernverbindungen werden in der Regel von privaten Anbietern gefahren.<ref>[http://www.iranrail.net/trains.php ''Trains''. Auf: Inoffizieller Website zur iranischen Eisenbahn].</ref><ref group="Anm.">tf: ''Iran'', S. 89, nennt völlig abweichende Zahlen: 2,9 Mio. Reisende 2013 und 4,9 Mio. Reisende 2017 für den [[Schienenpersonennahverkehr|SPNV]].</ref>

Immer wieder bezieht die iranische Eisenbahn auch Gebraucht-Fahrzeuge aus Europa, auch aus Deutschland.<ref>pwald: ''Wieder DB-Wagen in den Iran''. In: [[Eisenbahn-Revue International]] 4/2015, S. 160</ref><ref>HaRakevet 107 (Dezember 2014), S. 20, F. Iran, (ii)</ref><ref>[http://harakevetmagazine.com/downloads/HRKIssue95.pdf HaRakevet 105] (Juni 2014), A: Iran, (ii): ''More German Second-Hand Coaches'', S. 16</ref><ref>[http://harakevetmagazine.com/downloads/HRKIssue89.pdf HaRakevet 89] (Juni 2010), 89:08 Other Middle East Railways, C. Iran, (ii) ''Acquisition of Former Deutsche Bundesbahn Coaches'', S. 17.</ref>

Während der [[COVID-19-Pandemie im Iran|COVID-19-Pandemie]] 2020 ergriff die RAI umfangreich Maßnahmen, um den Betrieb – mit reduziertem Fahrplan – aufrechtzuerhalten.<ref> RAI: ''Experience of RAI to confront and control Covid-19''. In: [[Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen|OSJD]] Bulletin 2/2020, S. 40f. </ref>

Bei dem erneuten Versuch (Güter-)Transitverkehr zwischen [[Pakistan]] und der [[Türkei]] zu organisieren, wurde auch Reiseverkehr in dieser Relation erwogen.<ref>[https://www.railwaygazette.com/freight/islamabad-tehran-istanbul-freight-service-relaunched/60680.article NN: ''Islamabad – Tehran – Istanbul freight service relaunched'']. In: Railway Gazette International vom 11. Januar 2022; abgerufen am 19. März 2022.</ref>

=== Güterverkehr ===
Zwei Übersee-Häfen des Landes, [[Bandar Abbas]] und [[Mahschahr]] sind an das Eisenbahnnetz angeschlossen. International sieht sich die iranische Eisenbahn als Drehscheibe des Eisenbahnverkehrs zwischen der [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten]] (GUS), China, Indien und Europa.<ref>Najafi & Malekan.</ref> Die Bahn verspricht sich viel von der Betreuung durchgehender Fern-Güterzüge in Verbindungen zwischen diesen Verkehrs-Quell- und -Zielgebieten.<ref>Najafi & Malekan, S. 18f.</ref>

22.000 [[Güterwagen|Wagen]] standen dem Verkehr 2013 zur Verfügung, 2017 waren es 24.000.<ref name="tf: Iran, S. 89"/> 2007 wurde die Bahn teilweise, der Eisenbahn-Güterverkehr insgesamt privatisiert, so dass die Wagen heute unter privater Regie verkehren.<ref name="Najafi & Malekan, S. 17f"/>

2011 beförderte die iranische Eisenbahn 33&nbsp;Mio.&nbsp;[[Tonne (Einheit)|t]] Güter bei 22 Milliarden [[Tonnenkilometer]]n.<ref name="Najafi & Malekan, S. 18"/> 2017 umfasste das Transportvolumen 40&nbsp;Mio.&nbsp;t.<ref name="tf: Iran, S. 89"/>  Hauptsächlich werden [[Baumwolle]], [[Düngemittel]], [[Schwefel]], Nahrungsmittel und Industriegüter mit der Bahn transportiert.<ref name="Najafi & Malekan, S. 18"/>  Dass der Anteil der Bahn am Güterverkehr nicht höher ist, liegt auch daran, dass die Eisenbahn (noch) keinen Zugang zu den Quellgebieten einiger [[Massengut|Massengüter]] hat. So besteht 40 % des Frachtaufkommens im Iran aus [[Masut]], das im Nordirak gewonnen und zur Weiterverarbeitung mit [[Tanklastzug|Tanklastzügen]] auf der Straße zu den iranischen Seehäfen gebracht wird.<ref>Najafi & Malekan, S. 17.</ref>  Weiter besteht ein Investitionsrückstau bei den Fahrzeugen.<ref name="Najafi & Malekan, S. 17f"/> Um den Anteil am Güterverkehrsmarkt zu erhöhen, wurden trotz relativ hoher [[Inflation]]srate die [[Tarif]]e im Güterverkehr seit acht Jahren nicht erhöht und es werden beim Transport bestimmter Arten von Massengütern erhebliche [[Rabatt]]e gewährt.<ref name="Najafi & Malekan, S. 18"/>

Transitverkehr zwischen [[Pakistan]] und der [[Türkei]] wird angestrebt. 2009 bis 2011 gab es ein entsprechendes Pilotprojekt, das aber nach acht Zügen in westlicher und sechs in östlicher Richtung wieder aufgegeben wurde. 2022 wurde ein neuer Versuch gestartet. Für die etwa 6.500&nbsp;km lange Strecke [[Islamabad]]–[[Istanbul]] wird eine Fahrzeit von 10 Tagen angestrebt (der Pilot-Zug benötigte zwei Wochen, der Seeweg 35 Tage).<ref>[https://www.railwaygazette.com/freight/islamabad-tehran-istanbul-freight-service-relaunched/60680.article NN: ''Islamabad – Tehran – Istanbul freight service relaunched'']. In: Railway Gazette International vom 11. Januar 2022; abgerufen am 19. März 2022.</ref>

== Schienengebundener ÖPNV ==
In den letzten Jahren wurden schienengebundene Verkehrssysteme in verschiedenen Großstädten des Iran errichtet.

=== U-Bahnen ===
* [[U-Bahn Isfahan]]
* [[U-Bahn Maschhad]]
* [[U-Bahn Schiras]]
* [[U-Bahn Täbris]]
* [[U-Bahn Teheran]]

=== Stadtbahnen ===
* [[Stadtbahn Maschhad]]

== Literatur ==
* Gholamreza Najafi und Yousefali Malekan: ''Railway oft the Islamic Republic of Iran: a New Perspective''. In: [[Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen|OSJD]] Bulletin 1–2 (2017), S. 15–20.
* tf: ''Iran. Großer Nachholbedarf''. In: Privatbahn 2019, S. 88–89.

== Weblinks ==
* [http://www.rai.ir/site.aspx Offizielle Internetseite der Iranischen Bahn] (persisch)
* [http://www.raja.ir/default.aspx?Culture=en-US&page=Home Raja-Webseite] (englisch)
* [http://www.iranrail.net/ Inoffizielle Webseite mit Fahrplänen, Karten, Bildern, Infos] (englisch)
* [http://www.raja.ir/default.aspx?page=%20timetable Download des aktuellen Fahrplans] (persisch)
* {{YouTube|uz4ZzPyCxLY Werbefilm der RAI – auch mit historischen Aufnahmen}}
* [https://www.criticalpast.com/it/video/65675037218_350-rifugiati-polacchi_Tehran-Railroad-Station_I-rifugiati-laddio_Esercito-cameramen Historische Aufnahme eines aus dem Teheraner Bahnhof ausfahrenden Zuges], 27. März 1944. Auf: critical past; abgerufen am 31. Oktober 2023.

== Anmerkungen ==
<references group="Anm." />

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Schienenverkehr in Asien}}

[[Kategorie:Schienenverkehr (Iran)| ]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Asien)|Iran]]