|
Konradin von Hohenstaufen � der letzte Staufer und die Trag�die von Neapel |
Wer sich mit Adel und Rittertum besch�ftigt,
sollte sich diese Geschichte verinnerlichen. Es ist ein Beispiel hoher
ritterlicher Gesinnung, seelischer St�rke und besonderer Tapferkeit im
Verbund mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten. Der Ursprung geht zur�ck
auf unsere Gegend. Es war der 25. M�rz des Jahres 1252,
als der deutschen K�nigin Elisabeth aus dem Hause Wittelsbach, ein
gesunder Sohn geboren wurde. Der k�nigliche Prinz, der nach seinem Vater
Konrad getauft wurde, erblickte das Licht der Welt auf Burg Wolfstein, auf
dem rechten Hochufer der Isar gelegen, zwei Wegstunden zu Fu� von der
Residenzstadt der bayerischen Herz�ge, Landshut,
entfernt. Die Stadt wurde 1204 gegr�ndet und ihre Bedeutung wuchs
und wuchs durch eine wichtige Br�cke �ber die Isar, verbunden mit einer
wichtigen Mautstelle. Die Stadt bildete einen Knoten- und Handelspunkt
zweier wichtiger Stra�en. Die eine f�hrte von M�nchen �ber Landshut
nach Deggendorf und von dort weiter nach B�hmen, die andere kam von
Italien �ber �sterreich, �berquerte den Inn und f�hrte �ber Landshut
nach Regensburg, das damals eine bedeutende internationale Stadt und
Handelsniederlassung war. Orientierungsskizze
Die
Burg Wolfstein hatte die gleiche beachtliche Gr��e wie die damalige Burg
Trausnitz, auch sie bewachte einen urspr�nglichen Isar-�bergang der
Bisch�fe von Regensburg, ehe dieser �bergang nach Landshut verlegt wurde
und diese Stadt zu einer wichtigen Handelsstadt machte. Sp�ter wurde
diese Burg als Jagdschlo� benutzt und diente noch bis zum Jahr 1379 als
Wohnsitz. Dann ist sie nach und nach verfallen. Unterhalb der Burg liegt
die kleine Ortschaft Wolfstein, in fr�herer Zeit ein Wirtschaftshof zur
Versorgung der Burgbewohner und nicht weit davon finden wir die
unentbehrliche M�hle, die Aum�hle. Auch eine Dirnauer M�hle und eine
Gretlm�hle werden genannt.
Burg Wolfstein, die Geburtsst�tte
Konradins von Hohenstaufen � Zeichnung von R. P�ttner, Erschienen in
Nr. 31 des Illustrierten Familienblattes �Die Gartenlaube�, Jahrgang
1891. Der Druck dieser Zeichnung erfolgte auf dem Weg des Holzstichs. Wer
diese Szenerie heute von der n�mlichen Stelle aus besieht, muss mit
Bedauern feststellen, dass ihr harmonisches Erscheinungsbild seither durch
viele st�rende Z�ge beieintr�chtigt ist. Entnommen Hans Bleibrunner,
Niederbayern Kulturgeschichte des Bayerischen Unterlandes, Erster Band.
Luftbild von Burg Wolfstein. Diese Burganlage geh�rte im 12.
Jh. zum Besitz der Schaumburger und ging um 1170 mit der Schaumburg in den
Besitz der Wittelsbacher �ber. 1517 wurde die Burg Wolfstein abgetragen.
Erhalten blieben die leicht geknickte Grundmauer, die in Richtung des
Steilhangs an ihrem �u�ersten Rand entlang verl�uft, dazu drei ungleich
gro�e, rechteckige Kellerr�ume mit Tonnengew�lben, deren gr��erer
einen quadratischen Grundpfeiler besitzt. Den Platz des abgegangenen
Hauptgeb�udes der Burg nimmt heute ein altes Bauernhaus ein. Heute
ist nur noch wenig von der einstigen Herrlichkeit geblieben. Ein
stattlicher Bauernhof liegt auf der immer noch beherrschenden H�he
oberhalb der Isar; nur die Westwand des Hauptgeb�udes und ein Teil der
Unterkellerung stammen noch aus der Zeit der Erbauung. Und an einer Seite
der Burg wurde im Jahre 1873 vom �historischen Verein von Niederbayern,
eine Gedenktafel angebracht, die an die Geburt des letzten legitimen
Staufers erinnert. R�ckblende: Nach
dem Tode Friedrich II. trat sein Sohn Konrad IV. sein Erbe an. Doch sein
Erbe konnte sich gegen�ber den Kurf�rsten und dem Papst, der die F�den
zog, nicht durchsetzen. Es wurde am 4.
Oktober 1247 ein Gegenk�nig gew�hlt. Unmittelbar nach dem Tode
Friedrich II. hatte der Papst n�mlich ohne jeden Grund und unter
Androhung von strengen Kirchenstrafen zum Abfall von Konrad IV.
aufgefordert.
Konradin von Hohenstaufen im
Codex Manesse, Anfang 14. Jahrhundert. Die �Manessische
Liederhandschrift� zeigt Konradin bei der Falkenjagd. In der linken
oberen Bildecke ist dem jungen Staufer das �Mauritiuskreuz� des K�nigreichs
Jerusalem zugeordnet. Dadurch wird sichtbar, dass er als K�nig von
Jerusalem auch zu Beginn des 14. Jhs., in welchem diese Liederhandschrift
entstand, ganz selbstverst�ndlich immer noch anerkannt wurde. In
dieser misslichen Lage im Reich fasste Konrad IV. den Entschluss , sein
Reich zu verlassen und nicht um den K�nigstitel zu k�mpfen, um den Thron
in Sizilien zur�ckzuerobern. Er zog mit seinen Getreuen nach Italien und
�bertrug die Sorge f�r seine Familie den beiden Br�dern seiner Frau,
den beiden Wittelsbachern Herz�gen Ludwig II. und Heinrich XIII. von
Bayern. Es ist daher auch erkl�rlich, warum Konradin auf einer
bayerischen Burg geboren wurde und nicht auf einer der vielen Burgen in
seiner eigentlichen Heimat, dem Herzogtum Schwaben. Der Vater Konradins Konrad IV. konnte in S�ditalien erfolgreiche Feldz�ge durchf�hren und das K�nigreich Sizilien mit der Hauptstadt Neapel zur�ckgewinnen. Selbst der Papst konnte sich mit seiner Politik � Konrad IV. auszuschalten � nicht durchsetzen. Da erkrankte er an Malaria und starb schon am 21. Mai 1254 an dieser f�r die damalige K�stenregion typischen Krankheit. Und
so wuchs nun Konradin vaterlos auf, aber gut und wohl erzogen und
vorbereitet auf die K�nigsw�rde durch seine adeligen Erzieher und F�rderer.
Den entscheidenden Einfluss auf den jungen Prinzen hatte sein Onkel,
Herzog Ludwig II. von Bayern. Erst ab Konradins zehntem Lebensjahr
dominierte in der Erziehung der Bischof von Konstanz, Eberhard, aus der
Ministerialenfamilie von Waldburg. Aber auch in dieser Zeit k�mmerte sich
der Bayernherzog um seinen M�ndel. Der Bayernherzog nahm die Erziehung
sehr ernst. Konradin musste auf seine k�nftigen Aufgaben hin erzogen
werden. Das
Durchsetzungsverm�gen musste gef�rdert werden wie das Bewusstsein der
bedeutenden Abstammung. Die Handhabung aller Waffen wie die Reitausbildung
waren wichtig, die Abh�rtung des K�rpers wurde ebenso unnachsichtig gef�rdert
wie die Ausdauer und das Ertragen von Schmerzen und Entbehrungen aller
Art. Aber auch die sch�nen K�nste kamen nicht zu kurz, vor allem der
Minnesang wurde gepflegt, der damals in deutschen Landen seinen H�hepunkt
feierte. So wurde Konradin ein echter Ritter. Die
Mutter Konradins war mittlerweile in zweiter Ehe mit dem m�chtigen Grafen
von G�rz und Tirol verheiratet. Durch die Erziehung schwanden allm�hlich
die Bindungen u. Konradin wurde seiner Mutter entfremdet. Sie wollte
nicht, dass sich auch Konradin Italien und besonders Sizilien zuw�nde.
Aber ihre Bem�hungen waren erfolglos. F�r
Konradin galt, wenn auch mit Abstrichen, dasselbe, was bereits von seinem
Gro�vater Friedrich II. gesagt worden war. N�mlich, dass der Staufer f�r
gew�hnlich recht fr�hzeitig zum Manne zu reifen pflegt und dar�ber
hinaus von einem gesunden Selbstvertrauen und Sendungsbewusstsein erf�llt
ist. Der Zug nach Italien Konradin war buchst�blich
der letzte noch lebende Staufer. nachdem m�gliche Thronpr�tententen in
jungen Jahren gestorben waren. Die Hoffnungen, dass doch noch einmal einer
das Staufererbe antreten w�rde ruhten auf einem Knaben, der seinen Vater
fr�hzeitig verloren hatte und nie kennengelernt hatte, der bereits fr�hzeitig
sah, wie er um seine Rechte gebracht werden sollte, und der in sich die
Verpflichtung sp�rte, das Werk seiner Vorfahren fortzusetzen, auf dass
seines Familie Bedeutung und Gr��e nicht vergehen m�ge. Viele warnen
ihn, seine Mutter versucht ihn von seinen Pl�nen abzubringen. Doch er
folgt seinem D�mon � seiner Eingebung � die ihn diese Aufgabe
zuweist, die ihn in das Land seiner Sehnsucht, nach Italien f�hrt, wo
sich sein Schicksal erf�llen wird. Er sammelt seine jungen Freunde und
seine Getreuen, die ihm verblieben sind.
Um das Fest der Geburt
Mariens, also um den 8. September 1267, brach Konradin mit 16 Jahren mit
seinem Heer nach Italien auf. Vorangegangen war eine Heerschau auf dem
traditionellen Sammelplatz deutscher Heere vor ihrem Zug nach S�den, dem
Gunzenlee bei Augsburg. Das Heer wurde gesammelt und gemustert. In einem
Schreiben an die deutschen F�rsten begr�ndete er seinen wagemutigen
Schritt. Von
besonderem Selbstbewusstsein zeugt auch, dass der junge Staufer sich ganz
im Sinne der Tradition seines Vaters als �Romanorum in regem electus�
bezeichnet, also als �Erw�hlter K�nig der R�mer�. Und diese
Bezeichnung enthielt immer auch den Anspruch auf die deutsche K�nigskrone
und damit auch auf die Kaiserkrone. Dieser Anspruch half ihm sicherlich
auch au�erhalb seines begrenzten Wirkungsbereichs F�rsten, Grafen und
Ritter an seinem Heerzug nach Italien zu bewegen. Der endg�ltige
Entschluss zu diesem Feldzug fiel, nachdem der in Sizilien noch von seinem
Vater Konrad IV. eingesetzte K�nig Manfred bei Benevent 1266 eine
entscheidende Niederlage durch Karl von Anjou erlitt und dieser mit dem K�nigreich
Sizilien vom Papst belehnt wurde. Nichts konnte Konradin zur�ckhalten,
sein Recht mit Waffengewalt einzufordern. Die
den Staufern treu gebliebenen italienischen Ghibellinen d�rften ihn zu
diesem Feldzug geraten haben, aber Unterst�tzung fand er offensichtlich
auch bei seinen Vorm�ndern. Entgegen stand der Verwirklichung dieses
Planes die Drohung des Papstes ihn mit dem Bann zu belegen. In Italien lagen die Dinge f�r Konradin nicht ung�nstig.
Nachdem Karl von Anjou seine Macht in Sizilien gefestigt hatte, gab es
zunehmend Klagen �ber ihn. Seine schroffe Art und die Habgier seiner
Gefolgsleute lie�en bei vielen Entt�uschung aufkommen. Man erinnerte
sich an das heitere Leben am Hofe K�nig Manfreds, seine freigiebige Art
und freundliche Lebensweise. Man begann sich nach der sch�nen Zeit zur�ckzusehnen.
Ein Gro�teil der norditalienischen St�dte, in denen die Partei der
Ghibellinen stark genug war, stand auf Seiten Konradins und war bereit
seine Anspr�che in S�ditalien zu unterst�tzen. So standen die Zeichen
also nicht ung�nstig f�r einen Feldzug. Aber alle, die ihm zu diesem
Feldzug rieten, wussten, was Goethe sp�ter sagte, dass alles Gro�e und
Entscheidende ein Wagnis sei. Auch Konradin wusste es. Seine
italienischen Freunde waren zur Stelle als Konradin nach Italien kam. Sie
stellten nicht nur ihren Rat zur Verf�gung, sondern auch Geld und
Mannschaften f�r den Heerzug. Die Br�der Capece hatten die Aufgabe �bernommen,
in K�nigreich Sizilien den Aufstand gegen Karl von Anjou zu sch�ren, der
auch beim Anr�cken des deutsch-italienischen Heeres ausbrach. Ein
besonderes Ereignis in Konradins Leben war der Abschied von seiner Mutter.
Am 22. August 1267 ritt er von Augsburg aus zu seiner Mutter, die zu
diesem Zeitpunkt die Burg Schwangau bewohnte, sie lag auf dem Felsen, wo
heute das M�rchenschloss Neuschwanstein steht. Der Abschied von seiner
Mutter muss nicht leicht gewesen sein, denn trotz der Heirat seiner Mutter
mit dem Grafen von G�rz und Tirol war die Verbindung zu ihr niemals
abgerissen. Die K�nigin war mit dem Entschluss ihre Sohnes nicht
einverstanden, sie riet vom Feldzug ab, sie f�rchtete eine Wiederholung
des tragischen Geschickes, das ihren ersten Ehemann in Italien ereilt war.
Ab
September marschierte das Heer nach Italien, wo es sich in Verona sammeln
sollte. Aus der Schweiz und Tirol und verschiedenen italienischen St�dten
marschierten kleinere und gr��ere Kontingente nach S�den, um sich in
Verona mit dem Hauptheer zu vereinen. An der Spitze dieses Heeres stand
der junge und letzte Staufer, der vor seinem Alter zum Manne gereift war. Das
Heer Konradins bestand aus 10 000 Rittern, mehr als 30 000 Pferde wurden
mitgef�hrt, des weiteren Maultiere als Tragetiere, Trosswagen. Hinzu
kamen die unentbehrlichen Marketenderinnen, Priester, die nicht nur
geistlich-seelischer leisteten, sondern vor allem in der Wundpflege
ausgebildet waren. Mitgef�hrt wurden Damen, die das Leben der rauen
Krieger zu versch�nern entschlossen gewesen sind und Handwerker wie
Hufschmiede, Wagner und Fouragiere. Also insgesamt ein stattliches Heer
mit Tross und Anhang. Am 20. Oktober 1267 zog Konradin an der Spitze
seines Heeres in Verona, dem antiken Bern, ein. Diese Stadt war Schauplatz
der Sage um Dietrich von Bern gewesen, hinter dem sich Theoderich der Gro�e
von Verona verbarg. Nicht nur die Stadt Verona hie� den Staufer und seine
Begleitung willkommen. Abgesandte aus Padua, Vicenza, Mantua begr��ten
ihn ebenso wie Vertriebene aus Ferrara, Bergamo und Brescia, deren
Hoffnungen sich auf den strahlenden J�ngling richteten. Aber die Angriffe des Papstes versch�rften sich,
er bedrohte alle mit dem Bann, die weiterhin zu Konradin standen, er
wollte Konradin zur Umkehr zwingen. Viele verlie�en ihn resigniert. Von
den urspr�nglich 10 000 Rittern blieben noch 3 000, als das Jahr zu Ende
ging. Auch der Bayernherzog zog nach Norden, in Angst, dass auf Grund des
Bannstrahls auch in seinem Herzogtum das Chaos ausbrechen k�nnte, das
dann nicht mehr zu regulieren sei. Von vielen Adeligen und Rittern wurde
Konradin beredet, das Unternehmen aufzugeben, Aussicht auf Erfolg best�nde
sowieso nicht. Die geistliche Macht des Papstes und des K�nigs Karl von
Anjou sei zu gro�. Sicherlich hat Konradin das Gef�hl der Verlassenheit
gesp�rt, aber weiter vertraute er seinem Gl�ck und hielt unbeirrt an
seinem Plane fest. Mit dem weiteren Zug nach Italien hinein schlossen sich
ungeachtet von Bedenken weitere Kontingente treu ergebener St�dte an,
Geld floss von den reichen Handelsst�dten. Am 7. April erreicht Konradin
mit wenigen Getreuen per Schiff die Stadt Pisa. Der Rat der Stadt und die
Bev�lkerung haben ihm einen jubelnden Empfang bereitet. Ungeduldig
erwartet er das Hauptheer. Die
Schlacht
Die
W�rfel waren gefallen. Von Rom aus, wo ihn die Bev�lkerung der alten
Kaiserstadt mit Jubel empfing, f�hrte der Marsch nun unausweichlich zur
direkten Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten. Konradin
marschiere �ber Umwege weiter nach S�den, die bequemeren und k�rzeren
Wege waren von seinem Gegner gesperrt. Beide
Gegner lagerten am Rande der Palentinischen Ebene bei Alba. W�hrend
Konradin sein Lager am Ende seines Marschweges, wo das Tal des Salto in
die Palentinische Ebene einm�ndet, schlug Karl von Anjou in der Nacht vom
22. auf den 23. August sein Lager auf den H�en bei Alba auf und zwar am
Fu�e des Monte Carce. Konradin konnte von seinem Standort das Lager des
Gegners gut einsehen. Und er hatte von seinem Lager aus den Blick auf das
k�nftige Gefechtsfeld der Schlacht, die unumg�nglich am kommenden Tag �ber
sein Schicksal entscheiden w�rde. Im
Gegensatz zu Konradin bildete Karl von Anjou mit Teilen seines zahlenm��ig
unterlegenen Heeres eine Reserve, die im g�nstigen Augenblick �berraschend
eingreifen sollte. Diese Reserve umfasste fast ein Drittel des franz�sischen
Heeres. Gelernt hatte man diese Taktik von den arabischen Heeren w�hrend
der Kreuzzugszeit. Die arabischen Heere, die den Kreuzritterheeren zahlenm��ig
oft unterlegen waren glichen dies durch gr��ere Beweglichkeit, bessere
Taktik und �berraschenden Einsatz ihrer Reserven in den Flanken des
Gegners aus. Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Heeren war, dass
Karl von Anjou fast homogene Verb�nde f�hrte, w�hrend Konradin
Deutsche, Lombarden, Toskaner, Spanier und R�mer f�hrte. Als
weiteres Negativum kam hinzu, dass in Konradins Heer ein Gefangener von
der Gegenseite mitgef�hrt wurde, die die ghibellinische Besatzung einer
von ihm eingenommenen Festung hatte hinmetzeln lassen. Er wurde in der
Nacht vor der Schlacht das Opfer einer Mordtat. Es gibt keine
Rechtfertigung f�r diese Tat, denn die T�tung eines Kriegsgefangenen
verstie� gegen alle Regeln der ritterlichen Standesethik. Dieser Mord
wird auch von Karl als Vorwand genutzt worden sein, um die nach der
Schlacht einsetzenden furchtbaren Rachetaten der franz�sischen Seite zu
begr�nden. Am
23. August 1268 begannen beide Heere fr�hzeitig mit dem Anmarsch auf den
trennenden Bach La Raffia zwischen beiden Parteien. Durch einen Umgehungs-
und Flankenangriff konnten die Franzosen in die Flucht geschlagen werden.
Das deutsch-italienische Heer hat furchtbar gew�tet, blanker Hass
diktierte den Kampf, von Ritterlichkeit war nichts mehr zu bemerken.
Ein Teil des staufischen Heeres lie� von weiteren Verfolgungen ab
und machte Gefangene und pl�nderte die Gefallenen und Verwundeten. Der
andere kleinere Teil des Heeres verfolgte die fliehenden Franzosen. Auf
diese Weise l�ste sich jede Schlachtordnung auf und die Ritter konnten
sich auch nicht mehr f�r einen neuen Kampf formieren. Der Triumpf war so
gro�, dass man die R�stungen abnahm, sich auszog u. ein k�hles Bad im
nahen Fluss Salto nahm. Der weitere Gang der Dinge schien klar zu sein,
das K�nigreich Sizilien war gewonnen. Jetzt
war die Stunde der Reservetruppe gekommen. Der F�hrer dieser lie� die
Reserve aufsitzen und gab den Befehl zum Angriff. Unter dem Anprall der v�llig
�berraschend und geschlossen anreitenden Reserve zerstoben alle Tr�ume
des Staufers. Von einem Augenblick auf den anderen wandelte sich das
Geschick, es machte sich Panik breit, Konradins Heer wandte sich zur
Flucht. Konradin sah keinen weiteren Ausweg als selbst mit seinen Getreuen
die Flucht zu ergreifen, ohne ausreichende Reserven war ein weiterer
geschlossener Widerstand nicht m�glich. Es ist eine Tragik, wie hier eine
bereits gewonnene, entscheidende Schlacht noch durch Panik und
Kopflosigkeit verloren wurde. Flucht
und Gefangennahme
Konradins
Heer war geschlagen, einzelne kleinere Abteilungen flohen zusammenhanglos
und in der Furcht vor der Rache des Siegers. Zu wenig waren die
unterschiedlichen Unterabteilungen miteinander vertraut, um die Verbindung
nach der Niederlage sofort zu suchen, um sich zu sammeln und sich erneut
zum Kampf zu stellen. Sie bedachten daher auch nicht, dass Karl von Anjou
ganz offensichtlich nicht mehr in der Lage gewesen war, sie zu verfolgen.
Keiner berechnete n�chtern wie hoch die Verluste der Franzosen gewesen
waren, um wenigstens den R�ckzug geordnet anzutreten, anstatt ihn kopflos
zu erleiden. So ging es in eiligem Ritt in unterschiedliche Richtungen.
Konradin floh auf dem Weg, den er gekommen war. Er soll jene Abteilung bei
sich gehabt haben, die unter seiner F�hrung w�hrend der gesamten
Schlacht hinter dem Bach La Raffia
gestanden hatte, ohne in die Schlacht einzugreifen. Keiner hatte den Mut,
sich w�hrend der kopflosen Flucht nur einmal im Sattel umzudrehen, um zu
erkennen, dass niemand ihnen folgte und dass Karl nicht mehr in der Lage
war, an eine geordnete Verfolgung zu denken. Dies war ein Zeichen
mangelnder Erfahrung und noch zu gering ausgepr�gten Stehverm�gens. Zehn
Tage nach seinem triumphalen Abmarsch zur Schlacht erreichte Konradin am
28. August 1268 wieder die Stadt Rom. Aber die R�mer wussten was
geschehen war und Verlierer liebt man nicht. Konradin musste die Stadt so
bald als m�glich verlassen. Bei ihm waren seine engsten Vertrauten. Die
Frage war jetzt wohin man sich wenden sollte. Der Weg nach Norden wurde
offensichtlich nicht ernsthaft erwogen. Konradin und seine Berater waren
sich sicher, dass die Flucht nach Sizilien das Schicksal noch wenden k�nnte.
Das K�nigreich war vor der Schlacht zu gro�en Teilen im offenen
Widerstand gegen die neuen Herren gewesen. Noch hoffte man, die Wankelm�tigen
f�r die Sache der Staufer gewinnen zu k�nnen. Der Landweg nach Sizilien
war zu gef�hrlich, aber die
Reise auf einem Schiff war in wenigen Tagen zu bewerkstelligen. Also
wandte sich Konradin mit seinen Getreuen durch die Campania westlich von
Rom in Richtung K�ste, wo die kleinen Fischerh�fen lagen. Ende August
erreicht er diese. Dort, wo aus n�rdlicher Richtung kommend der Astura
ins Meer m�ndet, lag ein kleiner Hafen im Schutz eines d�steren
Schlosses. Hier
wurde man mit einem Fischer handelseinig, bestieg gegen Geld ein
Fischerboot und versuchte damit das offene Meer zu erreichen. Dem Herrn
des Schlosses blieb dies nicht verborgen, in kleinen Orten spricht sich
schnell herum, dass Fremde hier seien. Der Schlossherr lie� ein
schnelleres Schiff mit Bewaffneten besetzen und das Fischerboot verfolgen
und aufbringen. Die Fl�chtlinge wurden aufs Schloss gebracht und dort zun�chst
in Gefangenschaft gehalten. Kurze Zeit sp�ter tauchte ein Teil der Flotte
Karls auf, der Admiral verlangte die Herausgabe des Gefangenen mit gro�em
Nachdruck, dem sich der Schlossherr beugte. Am
13. September 1268 kam es zum ersten zusammentreffen zwischen Konradin und
Karl von Anjou. Der Staufer wurde seinem Widersacher gefesselt �bergeben
und in die Burg San Pietro gebracht, die �ber der Stadt Praeneste lag,
dem heutigen Palestrina. Auch
Galvano von Lancia war mit seinen S�hnen in die Gewalt Karls von Anjou
gelangt und auf der Burg San Pietro gefangen gehalten worden, so wie die
meisten Getreuen Konradins. Galvano von Lancia bot Karl L�segeld f�r
seine Freilassung und die Freilassung seiner S�hne, aber dieser lehnte
ab. Er vollzog einen furchtbaren Racheakt. In den Armen des gefesselten
Vaters Galvano di Lancia lie�
er seinen Sohn Galeotto erw�rgen, danach wurden der alte Graf und sein
zweiter Sohn enthauptet. Die �brigen Gefangenen blieben zun�chst in der
Burg der r�mischen Adelsfamilie der Colonna in dem heutigen Palestrina.
Nach der Ermordung der Lancias konnten sich die anderen Gefangenen keine
Hoffnungen mehr machen, von Karl begnadigt zu werden. Vom
Gef�ngnis in Palestrina lie� Karl im Triumphzug seine gefesselten
Gefangenen zur Campania f�hren.
Es muss ein unw�rdiger Anblick gewesen sein, die nach einer
Schlacht Gefangengenommenen derart zu dem�tigen. Aber Karl genoss das
Schauspiel. Nach 17 Tagen trafen sie in Neapel ein, der nunmehrigen
Hauptstadt des K�nigreichs Sizilien. Auch sollte durch den Anblick
Konradins und seiner Begleiter jeder daran erinnert werden, wie Karl I.
mit �Aufr�hrern� und Gegnern umzugehen pflegte. Es war eine wirksame
Art der Abschreckung. Die Gefangenen wurden schlie�lich im Castel
dell�Ovo eingekerkert, nachdem der Zug Neapel erreicht hatte.
Tischbein
(1784): Konradin von Schwaben und Friedrich I. von Oesterreich. Im
schrecklichen Castel dell�Ovo sa�en nun die Gefangenen und hatten Zeit
�ber ihr Schicksal
nachzudenken. Sie haben gegr�belt, welche Strafe ihnen der Sieger der
Schlacht zugedacht haben mochte. Eine Chance zur Flucht gab es auch nicht
ansatzweise, also hie� es, sich die Zeit angemessen zu vertreiben.
Vielleicht geschah das auch mithilfe des Schachspiels, wie es ein Bild des
hessischen Malers Tischbein des 19. Jahrhunderts zeigt.
Urteil
und Hinrichtung
Die Zeit war gekommen, mit dem Leben abzuschlie�en,
sein Testament zu machen und seinen Frieden mit Gott. Hoffnung gab es nun
nicht mehr. Am 29. Oktober 1268 machte Konradin einen von Johannes von
Bricaudi, dem Kronfeldherrn Siziliens, beurkundeten Anhang zu seinem
bereits vor seinem Heerzug nach Italien verfassten Testament. Er best�tigte
alle bisherigen Verf�gungen, einschlie�lich aller seinen bayerischen
Vorm�ndern erteilten Privilegien. Er ersuchte die beiden Wittelsbacher
Herz�ge, seine Schulden zu begleichen und empfahl ihnen seine Br�der.
Von diesen haben wir bisher nichts vernommen, es scheint aber so zu sein,
dass er damit seine Halbbr�der aus der zweiten Ehe seiner Mutter gemeint
hat. Das
nur kurze Leben Konradins neigte sich seinem Ende zu. Mit seinem Tod w�rde
auch das stolze Geschlecht der Hohenstaufen enden, ungeachtet der noch in
Gef�ngnissen schmachtenden Nachkommen dieser gro�en Familie. Nachdem
Konradin seinen letzten Willen bekr�ftigt hatte, taten dies auch seine
Gef�hrten. Diesen war ebenfalls das Todesurteil verk�ndet worden. Am
29. Oktober 1268 war der Tag der Hinrichtung gekommen. Karl hatte auf dem
neuen Markt Neapels, unmittelbar am Meer gelegen, das Blutger�st bauen
lassen. Hinrichtungen fanden damals das Interesse vieler. Und so kam auch
eine ansehnliche Zahl von Zuschauer und Gaffer in die Stadt. Viel gemeines
Volk kam zusammen, die noch einmal jenen Mann sehen wollten, der beinahe
ihr K�nig geworden w�re. Sie alle konnten erkennen, wie jung der Staufer
gewesen ist. Viele werden mit Respekt gesehen haben, in welcher Haltung
der J�ngling mit seinen Gef�hrten zum Schafott gef�hrt wurde. Seit fast
einem Jahrhundert waren die Staufer Siziliens Herrscher gewesen, den neuen
K�nig hatten sie bisher kaum kennengelernt. Die
Zuschauer der Hinrichtung murrten und zeigten deutlich, dass sie die
bevorstehende Hinrichtung f�r ein Unrecht hielten. Dieser Stimmung
entsprach auch die gro�e Zahl von Bewaffneten, die Karl aufgeboten hatte.
Es war Eile geboten und Gnade konnte nicht gew�hrt werden, also musste
ein deutliches Exempel statuiert werden, wie der K�nig von Sizilien mit
allen umgehen w�rde, die sich seinem Herrschaftsanspruch
entgegenzustellen beabsichtigten. Als
erster wurde Konradin zum Richtblock gef�hrt. Zu den Zuschauern gewandt
sagte er laut und vernehmlich: �Vor Gott habe ich als S�nder den Tod verdient, hier aber
werde ich ungerecht verdammt. Ich frage all die Getreuen, f�r welche
meine Vorfahren hier v�terlich sorgten, ich frage alle H�upter und F�rsten
dieser Erde, ob der des Todes schuldig ist, welcher seine und seiner V�lker
Rechte verteidigt. Und wenn ich auch schuldig w�re, wie darf man die
Unschuldigen grausam strafen, welche keinem anderen verpflichtet, in l�blicher
Treue mir anhingen?� Nachdem
er seine Unschuld beteuert hatte und die Gr�nde f�r sein Handeln
mannhaft dargelegt hatte, legte er seine Oberkleidung ab, umarmte alle
seine Freunde und betete zum letzten Mal: �Jesus
Christus, Herr aller Kreaturen, K�nig der Ehren! Wenn dieser Kelch nicht
an mir vor�bergehen soll, so befehle ich mich in Deine H�nde.� Zum
Schluss �berw�ltigte ihn der Schmerz, dass er seiner Mutter solches leid
antun m�sse. �Oh Mutter, welches Leiden bereite
ich Dir!� Dann fiel Konrads Haupt unter dem Schwert des
Scharfrichters. Wer vermutet hatte, dass der 16-j�hrige Staufer um Gnade
bitten w�rde, sah sich get�uscht. In einer inneren Festigkeit, die nicht
nur wegen seines jugendlichen Alters beeindruckt und auch anr�hrte, ging
er den von ihm gew�hlten Weg mannhaft zu Ende. Noch einmal wurde f�r
alle sichtbar, welcher Stolz, welche Gr��e dieses Geschlecht der
Hohenstaufen so hoch �ber andere erhob. Es bleibt auch Bewunderung f�r
Konradin, weil er bereit gewesen ist, die Folgen seines Handelns und die
aus seiner Stellung erwachsenden Verpflichtungen klaglos zu tragen. Die
Freunde, die ihn auf seinem letzten Gang begleitet hatten, folgten ihm auf
gleiche Weise in den Tod. Es sind noch weitere zehn Begleiter denselben
Weg gegangen, so Friedrich von Baden und �sterreich, Graf Gerhard von
Donoratico aus Pisa, der Graf von Veringen, der Graf von H�rnheim und
auch der �Marschall aller Deutschen�, Kroff von Fl�glingen. Sie alle
gingen wie ihr Herzog und K�nig mannhaft und ohne zu klagen zum Schafott.
Man kann den Hingerichteten den Respekt nicht versagen. So
hat sich der Kreis geschlossen. Konradin geboren ganz in unserer N�he auf
der Burg Wolfstein am linken Isarhang unterhalb von Landshut, gestorben in
der fernen Stadt Neapel. Quelle: Hans-Uwe Ullrich Konradin Von Hohenstaufen. Die Trag�die Von Neapel
Nachtrag: Diese
Geschichte vermittelt uns menschliche Gr��e einerseits und Rachsucht
andererseits. Wir sehen wie �berlegene Gegner in Schlachten durch Schl�ue
und geistige �berlegenheit, Tricks und milit�rische Disziplin bezwungen
werden k�nnen. Ein junger Heerf�hrer, fast noch ein Kind, geht seinen
Weg, weil er von seinem Anspruch und seinem Recht, das ihm zusteht, �berzeugt
ist. � Er geht in den Tod. Aber ebenso gut h�tte er als Sieger und K�nig
von Sizilien den hohen Einsatz gewinnen k�nnen.
|