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Meereswindparks sorgen für neue Artenvielfalt

Wirtschaftsredakteur
Lesser Black-backed Gull Lesser Black-backed Gull
Die Heringsmöwe auf Heringsfang
Quelle: picture alliance / Arco Images G
Windparks in Nord- und Ostsee sind umstritten, weil sie eher teuren Ökostrom liefern. Doch jetzt stellen Forscher positive Effekte auf Fischreichtum und Artenvielfalt in den Gewässern fest.
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Die Stromerzeugung auf hoher See ist ins Gerede gekommen: Selbst viele Freunde der Energiewende halten die Ökostrom-Produktion in Nord- und Ostsee für verzichtbar: Zu teuer seien Bau und Betrieb der riesigen Stahltürme, zu groß der Aufwand für den Netzanschluss.

Doch Forscher im Auftrag der Bundesregierung haben jetzt auf positive Begleiteffekte der Windparks nachgewiesen: Artenvielfalt und Biomasse haben sich im Umfeld bestehender Meereswindräder bereits „signifikant erhöht“, heißt es in einem Bericht des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). An den Gründungsstrukturen der Drehflügler nisteten immer mehr Miesmuscheln, Seelilien und Seeanemonen.

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis sich in der Folge auch die Fischbestände in der Nordsee wieder erholen, erklärte die BSH-Präsidentin Monika Breuch-Moritz auf einem Kongress in Berlin. Gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium konnte die Behörde ein überraschend positives Fazit nach fünf Jahren Begleitforschung rund um Deutschlands ersten Meereswindpark Alpha Ventus ziehen.

Kollisionen mit Vögeln blieben aus

Um der Offshore-Windkraft als Teil der deutschen Energiewende Anschub zu geben, hatte die Bundesregierung den Bau eines „Testfeldes“ mit zwölf Windkraftanlagen etwa 60 Kilometer vor der deutschen Nordseeküsten mitfinanziert. Seit 2010 produzieren die Betreiber EWE, E.on und Vattenfall dort bereits Strom.

„Wir freuen uns, dass es hier keine negativen Auswirkungen auf die Meeresumwelt gegeben hat“, erklärte BSH-Präsidentin Breuch-Moritz bei der Präsentation der Forschungsergebnisse in Berlin: „Das ist eine gute Nachricht für die weitere Entwicklung.“

Damit hat die Behörden-Chefin offenbar noch untertrieben. Schon vor dem Bau der Anlagen hatten Meeres- und Vogelschützer gegen das Projekt protestiert. Nach fünf Jahren intensiver Beobachtung des Windparks Alpha Ventus scheint nun jedoch festzustehen, dass die befürchtete „Verödung der Fauna“ oder ein „Massenschlag bei Vögeln“ nicht eingetreten ist.

Ökosystem Nordsee erholt sich

Im Gegenteil: Seit die für Meereswindparks reservierten Bereiche in der Nordsee nicht mehr von Schleppnetz-Fischern befahren werden dürfen, erholt sich das Ökosystem Nordsee zusehends: „Die Fundamente der Offshore-Windenergieanlagen bilden zudem künstliche Riffs, an denen sich Muscheln, Seeanemonen und Seelilien sowie Seesterne ansiedeln“, bestätigt das BSH.

Auch bei den Fischen zeigt sich im Windpark Alpha Ventus eine größere Artenvielfalt. Als neue Ansiedelungen traten Seebull, Makrele und Leierfisch auf. Zur Erfassung von Zahl und Artenvielfalt von Fischen setzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstmals besondere Fischecholote ein, die sie neben den Windenergieanlagen am Meeresboden aufstellten.

Das größere Nahrungsangebot lockt auch mehr Vögel an: So stellten die Vogelwarten fest, dass insbesondere Zwergmöwen und Heringsmöwen die Windparks aufsuchen und die Offshore-Strukturen erkunden.

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Die Bewegungen der Rotorblätter und die und Beleuchtungen der Windenergieanlagen scheinen die Zugvögel zu ihrem eigenen Besten zu verscheuchen, stellten die amtlich bestellten Forscher fest: „Das senkt das Kollisionsrisiko erheblich.“ Hinzu komme, dass die Zugvögel „breitflächig ohne besondere Zugtrassen über die Nordsee fliegen, da sie nicht an Rastplätze oder thermische Gegebenheiten gebunden sind.“

Schallschutz während der Bauphase nötig

Für die Erfassung der Vogelbewegungen setzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstmals auch neue Technologien der digitalen Bilderfassung ein. Die Auswertung erfolgt mit Hilfe besonderer Software. „Bei normalen Wetterlagen zeichneten die Geräte keine Kollisionen auf“, heißt es im BSH-Bericht. „Ungeklärt ist noch die Kollisionsgefahr bei schweren Wetterlagen, die für die Vögel unerwartet auftreten.“

Während des Betriebs zeigt der Windpark Alpha Ventus offenbar auch keinen Effekt auf Meeressäuger, etwa Schweinswale, heißt es in dem Bericht weiter.

Ein Problem trete nur während der Bauphase auf, wenn die Stahlpfähle der Windkraftanlagen von den Errichterschiffen in den Meeresboden gerammt werden. Ohne Schallschutzmaßnahmen weichen Schweinswale dann bis in eine Entfernung von 15 bis 20 Kilometern zurück. „Wie schnell die Tiere in das Gebiet zurückkehren, hängt von der Dauer der Rammung ab“, erklärte das BSH.

Produktionsergebnis über den Erwartungen der Betreiber

In Berlin diskutierten rund 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse der fünfjährigen Begleitforschung im Rahmen einer internationalen Konferenz. Das Bundesumweltministerium das Forschungsprojekt „StUKplus“ mit einem Fördervolumen von 7,8 Millionen Euro.

Der Windpark Alpha Ventus hieß ursprünglich Offshore-Windpark Borkum West. Er ist der erste Offshore-Windpark in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik Deutschland. Er liegt etwa 45 Kilometer nordwestlich von Borkum. Die zwölf Windenergieanlagen sind in rund 30 Meter Wassertiefe befestigt.

Im Jahr 2012 lag das Produktionsergebnis des Offshore-Windparks erneut über den Erwartungen der Betreiber. Erzeugt wurden im Jahresverlauf 267,8 Gigawattstunden, womit die Prognosen um rund 15 Prozent übertroffen wurden. Mit dieser Ertrag ließe sich rein rechnerisch der Bedarf von 70.000 Haushalten decken, wenn Stromproduktion und Verbrauch zeitlich zusammenfallen würden. Rechnerisch erreichten die zwölf Anlagen im vergangenen Jahr 4463 Volllaststunden, die Anlagenverfügbarkeit lag bei 96,5 Prozent.

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